„Wenn ich blogge, entfliehe ich meinem täglichen Leben“

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Ein aktuelles "Match" aus Bianca Luinis Blog Where I see Fashion

Herzlich lachend, dezent geschminkt und gemütlich auf ihrem Bett sitzend, winkt mir Bianca Luini über den Bildschirm zu. Zeit für ein Skype-Interview, um die Erfolgsgeschichte der Mitte Zwanzig-jährigen Italienerin genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit ihrem Blog Where I see Fashion begeistert sie Fashion-Fans auf der ganzen Welt und bringt Mode mit Kunst und Fotografie in Verbindung. Ihre Idee? Sie stellt ein Modefoto einem Bild gegenüber, das einen Teil oder ein Element eben dieser Mode widerspiegelt. Denn Bianca sieht Mode in den unglaublichsten Dingen.

Bianca, alle kennen Deinen Blog Where I see Fashion. Du hast aber auch Mode studiert. Wie kam es zu diesem Studium?

Als ich mit der Schule fertig war, wusste ich nicht genau, was ich machen sollte. Nur eins war mir klar: Erst einmal will ich nichts mehr lesen und schreiben, sondern direkt loslegen! Dann habe ich diesen tollen, neuen Kurs gefunden, das einzige Mode-Studium in Mailand an einer öffentlichen Uni und nicht nur an einer privaten Modeschule.
Ich habe Mode und Fotografie schon immer geliebt und dachte mir, dass ich es einfach versuche. Ich musste einen Aufnahmetest machen und habe ihn zum Glück bestanden.

Es war ein sehr guter Kurs, wir haben fast alles gemacht, was es in der Modebranche an Möglichkeiten gibt. Wir mussten zeichnen, nähen und hatten aber auch Grafik, Fotografie und Business-Elemente.

Warum hast Du Deine Liebe zur Fotografie nicht zum Beruf gemacht?

An der Uni habe ich ganz viele Bilder von meinen Kleidern und Entwürfen gemacht. Aber danach, als ich unbedingt Modefotografin werden wollte, habe ich mit einigen Fotografen gesprochen und mir wurde klar, dass es schon ein sehr technischer Beruf ist. Dabei gibt es ja noch so viel mehr Jobs, seien es Art-Direktoren, Stylistin oder Moderedakteure. Mir war letztlich der kreative Aspekt wichtiger und bedeutender als all die technischen Dinge, die ich für die Fotografie noch hätte lernen müssen.

Bianca Luini setzt mit ihrem Blog Mode mit Kunst und Fotografie in den Zusammenhang


Welcher Beruf interessiert Dich dann jetzt am meisten?

Ich habe zufällig eine Moderedakteurin kennengelernt und durch sie den Job der Stylistin kennengelernt. Das war nämlich das Einzige, was wir nicht an der Uni thematisiert hatten. Im Moment tendiere ich zum Styling. Ich assistiere einer Stylistin, die für die Vogue Italia arbeitet, und versuche so viel wie möglich zu lernen. 

Kannst Du uns eine kleine Insiderstory aus Deinem Styling-Alltag verraten?

Vor Kurzem war ich bei einem Shoot in Paris und das Ganze fand in einem abgelegenen Haus statt, wo niemand mehr lebt. Es war alles leer bis auf ein Bett und zwei Sofas. Das Haus hat einmal einer Stripperin des Crazy Horse gehört und sie hatte überall Spiegel aufgehängt. Sogar auf den Treppen und auch draußen. Überall. Das Haus war ganz weiß mit griechischen Statuen- eine wirklich verrückte Stimmung dort. Man konnte richtig sehen, welche Person in diesem Haus gewohnt hat. 

Ist Dein Blog so etwas wie ein Job für Dich?

Nein! Wenn ich blogge, entfliehe ich meinem täglichen Leben. Es ist mein persönlicher Platz, wo ich mich ausdrücken kann, aber nicht mein Job. 

Möchtest Du mit Deinem Blog Geld verdienen?

Am Anfang habe ich nicht einmal darüber nachgedacht. Ich hätte auch nie geglaubt, dass mein Blog so erfolgreich wird. Manchmal bekomme ich Anfragen von Marken, ob ich mit ihnen zusammenarbeiten möchte. Allerdings habe ich dafür nie Geld bekommen. Es war mehr eine Art Austausch und das auch nur bei Marken, die ich mag. 
Es gibt Labels, die mir vorschreiben wollten, was genau ich wann über sie posten soll. Aber das würde meinen Blog ruinieren. Ich habe zu so etwas immer Nein gesagt.  Kooperationen sind aber auch ein bisschen kompliziert, denn die ganzen Bilder gehören mir ja nicht und ich möchte nicht mit fremdem Material Geld machen.

Wie lange dauert es, bis Du ein "Match" erstellt hast?

Jetzt, wo ich arbeite, habe ich nicht mehr so viel Zeit. Wenn ich am Wochenende daheim bin, will ich eigentlich nur noch schlafen. Aber manchmal finde ich eine Inspiration oder ein Foto und dann sitze ich da und mache zehn Paare in zehn Stunden. Es kann aber auch sein, dass ich nur ein Match in fünf Stunden schaffe. Das hängt sehr von meiner Laune und dem Tag ab. Und auch davon, was ich für Bilder sehe. Also  ist es eher dem Zufall geschuldet. Manchmal erinnert mich ein Bild an etwas und dann muss ich erst einmal das dazu passende Foto finden. Da mache ich dann teilweise eine dreistündige Recherche!

Hast Du Dir schon einmal überlegt, die Fotos selbst zu machen?

Ja, ich habe darüber nachgedacht. Vor allem, wenn ich verreise, da mache ich nämlich eh viele Bilder. Ich würde auch sehr gerne ein Match ganz alleine selbst erstellen. Es könnte z.B. ein Foto von meinem Look sein und daneben ein Bild, das ich fotografiert habe und das dazu passt. Das wäre dann etwas persönlicher als bisher. Und ich hätte auch keine Copyright-Probleme mehr! 
Aber ein so schönes Bild zu kreieren ist schon schwierig. Da kann ich leider nicht mit einem Vogue-Fotograf mithalten. Aber irgendwann einmal, wenn ich die Möglichkeit habe, dann mache ich das vielleicht.

Wie beschreibst Du Deinen persönlichen Stil?

Oh nein, bei dieser Frage kann ich nur enttäuschen! Ich liebe Mode, Styling, Kleider und all das. Aber ich selbst trage am liebsten Jeans, T-Shirts und Pullis. Die Leute denken immer, ich müsste eine Art Fashion-Ikone sein. Dabei liebe ich es einfach, es bequem zu haben. Dafür stecke ich umso mehr Kreativität in meine Projekte. Wenn ich jetzt auch noch über meine eigene Kleidung nachdenken müsste, oh Gott!! So bin ich eben und das ist gut so!

Gut aufgelegt beim Skype-Interview: Bianca Luini spricht mit TIF-Bloggerin Giulia Wilzewski
Foto: Giulia Wilzewski
VON GIULIA WILZEWSKI






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