„Ich war jung und kannte keine Regeln, Grenzen oder Ängste.“
09:00Kerstin Görling Foto: Hayashi Shop
Wer an Frankfurt am Main denkt, dem kommt nicht gerade Mode in den Sinn. Dabei hat die Stadt Potenzial- und vielleicht auch das Geld. Das scheint auch Kerstin Görling erkannt zu haben, als sie 2007 auf dem Frankfurter Börsenplatz ihren 130 qm großen Laden "Hayashi" eröffnete. Mit uns plauderte sie über den Weg in die Selbstständigkeit und die Bedürfnisse ihrer Kundinnen.
Hallo Kerstin! Womit beschäftigst du dich den ganzen Tag? Ich bin Einkäuferin und Inhaberin von Hayashi, einem Fashion Store für Frauen mit Sinn für Besonderes.
Du hast Modemanagement studiert, was war das Wichtigste, was du hier gelernt hast?
Während des Studiums an der AMD in Düsseldorf habe ich die Basis für meinen Store geschaffen: Kreativität und BWL. Besonders hilfreich war, dass ich meinen Businessplan schon während der Studienzeit erstellen konnte. Außerdem habe ich wichtige Kontakte knüpfen können und gelernt, wie die Modebranche funktioniert. Ich wusste schon vorher, dass ich einen eigenen Store eröffnen möchte. Daher konnte ich gezielt das aus dem Studium ziehen, was ich für meinen späteren Weg brauche.
Bereits mit 25 Jahren hast du deinen eigenen Laden eröffnet, was bewegte dich dazu und wie hast du das umgesetzt?
Ich habe nach dem Abitur gewusst, ich möchte in der Modebranche arbeiten und einen eigen Laden eröffnen. Ich wollte meine eigene Welt erschaffen und die so gestalten, wie sie mir gefällt. Direkt nach dem Studium in die Selbständigkeit zu gehen, ist zwar sehr mutig, aber meiner Meinung nach mein Erfolgsrezept gewesen. Ich war jung und kannte keine Regeln, Grenzen oder Ängste. Ich habe mir privat und bei der Bank Geld geliehen und habe dann den Store ein Jahr nach meinem Abschluss eröffnet.
Was rätst du jungen Menschen, die in der Modewelt Fuß fassen wollen?
Wichtig ist es, die Modebranche kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen. Da ist ein Studium in diesem Bereich sehr ratsam. Ich finde, man sollte soviel Praktika wie möglich absolvieren, um sich genau für einen Bereich zu entscheiden. Je klarer das Ziel, desto effizienter kann man das Studium nutzen.
"Ich habe mich sehr gerne verkleidet, maskiert und abgegrenzt."
Was fasziniert dich an Mode?
Mode war für mich schon als Teenie ein wichtiges Kommunikationsmittel. Ich habe mich sehr gerne verkleidet, maskiert und abgegrenzt. Einige Zeit war ich im Grunge-, dann Techno- und Skatermädchen-Look. Ich fand es immer spannend, wie unterschiedlich man von außen wahrgenommen wird, wenn man sich unterschiedlich kleidet.
Was sind Inspirationsquellen für dich?
Ich füttere mich mit allen Informationen, die ich finden kann. Bin immer online auf allen Kanälen, blättere Magazine. Besonders das Reisen bringt mich auf viele Ideen: Farben, Formen, alles wird gedanklich notiert oder in Notizbücher gezeichnet. Die Schnittmenge alles Gesehenen, alles Gehörten ist für mich mein neuer Einkaufszettel für die Saison.
Paris, Mailand oder New York wohin fährst du zum Einkaufen?
Paris und Mailand bereise ich mehrfach in der Saison, New York ab und an als Zusatz. Paris und Mailand sind für mich aber die wichtigsten Städte.
"Man muss immer offen sein für Neues."
Acne, Kenzo, Carven eine Auswahl der Marken die es bei dir zu kaufen gibt. Was ist dir wichtig bei den Marken die du vertrittst?
Mich muss die Marke begeistern. Wenn ich merke, sie überrascht mich nicht mehr, trenne ich mich. Man muss immer offen sein für Neues. Ich setze nie auf Sicherheit, nur auf mein Bauchgefühl.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus, was sind deine Hauptaufgaben und was gibst du ab?
Ich bin für alles Kreative verantwortlich, den Einkauf, die Schaufenster, die Außenwirkung des Stores, Social Media, PR und außerdem für die Buchhaltung, bei der ich aber auch Unterstützung habe. Im Verkauf bin ich wenige Stunden am Tag oder Samstag. Mein tolles Team (sieben Mitarbeiter-innen) macht den Verkauf und arbeitet sehr selbständig. Wir sind aber dauerhaft im Kontakt und besprechen jeden Tag, was es Neues gibt.
"Ich kuratiere lieber und erschaffe aus der Sammlung einen neuen Look."
Warum hat dich der Einzelhandel mehr interessiert als etwa selbst zu designen?
Ich wollte natürlich am liebsten selbst etwas erschaffen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass im Handel noch unfassbar viel kreatives Potential liegt. Alle wollten Mode-Designer werden. Da dachte ich mir: Es gibt so viele Designer, dann kuratiere ich lieber und erschaffe aus der Sammlung einen neuen Look. Das ist genauso kreativ.
Was ist denn das häufigste Bedürfnis deiner Kundinnen?
Meine Kundin möchte überrascht werden, sie will die neuesten Trends sehen und innovative Schnitte und Farben. Jede Saison zeige ich ihr ein neues Bild, eine neue Idee, neue Marken.
Welche Projekte stehen in nächster Zeit bei dir an? Würdest du gerne noch einen zweiten Store eröffnen?
Ich habe viele Ideen. Am liebsten würde ich meinen Store vergrößern, da habe ich schon Pläne. Außerdem werde ich das Online-Business weiter ausbauen. Gleichzeitig habe ich gerade eine Consulting Agentur gegründet. Das ist das Schöne an der Selbständigkeit, es bleibt immer spannend.
Vielen Dank für das Gespräch, Kerstin!
VON RICARDA DATZ
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